Datasette 1530

Es ist schon erstaunlich, wie pragmatisch früher Konstruktionen durchgeführt wurden: Hier wurde ein am Markt erhältlicher Kassettenrecorder verwendet, alles aus dem Batteriefach entfernt, was nicht gebraucht wurde und einfach eine Ecke des Gehäuses mit der Bandsäge entfernt, damit er in den PET passt. Toll.

Die Gehäuseunterseite der Recorders ist nur mit drei Schrauben befestigt und schnell entfernt. Die Abtriebs-Rolle mit Schwungscheibe wird an der Unterseite (hier oben im Bild) von einer Lasche mit Kunststoff-Gleitlager gehalten.  Diese Lasche müsste nun entfernt werden, damit der Riemen eingelegt werden kann. Wird jedoch nur die lange Schraube gelockert, so hebt sich diese vorgespannte Lasche und der Riemen kann, ohne diese gänzlich auszubauen, über die Achse der Rolle werden. Somit entfallen Justage-Arbeiten. Gut!

Einlegen der Riemens

Der Rest ist Kür – Reinigung des Gehäuses und des Tonkopfes mit Isopropylalkohol, Einbau und Test…

Es wäre zu schön gewesen, wenn alleine der Ersatz des Riemens gereicht hätte, um das Bandlaufwerk wieder zum Leben zu erwecken.

Die Ansteuerung vom PET funktioniert schon mal, da die Datasette 1531 des C64 einwandfrei Programme speichert und auch wieder lädt.

Jetzt müssen erstmal Schaltpläne besorgt werden. Die beste Anlaufstelle ist hierfür immer das grandiose Archiv von Bo Zimmermann.


Platine der Datasette
Platine der Datasette

Mit Hilfe des Oszilloskops versuchte ich an den Testpunkten die Signale auf der Platine zu verfolgen, die bei der Aufzeichnung auf Kassette entstehen sollten. Die Messungen ergaben ein korrektes Eingangssignal und schlechte Signale an den Testpunkten. Nicht gut.

Mit Kassetten hat man die wunderbare Möglichkeit, das aufgezeichnete Programm auch anzuhören. Mein alter Sony Walkman war griffbereit und auf der Kassette befand sich – nichts.

Lese-Signal mit guten Pegeln
Lese-Signal mit guten Pegeln

Okay, ich hatte noch eine andere Kassette parat, die sich vom PET nicht lesen ließ, aber zumindest einen gut hörbaren Sound am Walkman lieferte. Diese Kassette in die Datasette gelegt lieferte auch hier schlechte Pegel am Oszilloskop. Systematisch waren alle Pegel schlecht.
Beim Abschrauben der Platine war dann plötzlich ein schwarzes Kabel lose. Es war tatsächlich ein Massekabel abgefault! Dieses wieder angelötet, sahen die Signale super aus und die Datasette funktionierte sofort.

Programm zur Erstellung von einfachen Labirinthen
Labyrinth-Programm

Es war interessant, was für Programme sich auf der Kassette befanden und sich nach 35 Jahre fehlerfrei lesen lassen.
So fand sich z.B. eine einfache Adress-“Datenbank”, ein Programm zum Erstellen von Irrgärten und eines, das Parabel-Berechnungen machte.

Die Reparatur des Commodore PET 2001 ist somit komplett abgeschlossen, alles funktioniert und er verfügt jetzt über ein vollausgestattetes RAM.


Was lernen wir daraus? Mit einem einfachen Ohmmeter hätte ich den Kabelbruch früher bemerkt, denn die Masse fürs Oszilloskop habe ich nicht an der Platine selbst, sondern am Rahmen mit korrekter Masse und vor dem Kabelbruch abgegriffen.

…und ich werde mich bemühen, schärfere Bilder zu machen 😉