
Dieses mal befasse ich mich mit einem Computer, der vorläufig nicht für eine Ausstellung geplant ist – okay, er wäre was fürs Schaufenster. Es geht um den Exidy Sorcerer – einen Computer von 1978, den ich nicht mal vom Namen her kannte. Hans hat zwei dieser Geräte ins Computeum gebracht – ein kleiner Schatz. Die zusätzlichen zwei S100 Erweiterungs-Boxen machen die Sorcerer sogar zum großen Schatz.
Erstmal folgt die Reinigung des Geräts und eine erste visuelle Inspektion. Es wurde ein kleiner Schalter eingebaut und aus der Rückseite des Gehäuses hängt ein kleiner 3-poliger Stecker heraus.
Da das Gerät aus UK stammt, ist noch der originale Netzstecker verbaut. Das Netzteil ist simpel aufgebaut: Netzkabel, Sicherung, Schalter, Trafo, Gleichrichter-Dioden, Glättungskondensator, etc.
Zuerst wird ein Schuko-Stecker angeschlossen und dann die Verbindung bis zum Trafo überprüft. Der Schalter bedarf ein bisschen Zuwendung, damit er wieder problemlos funktioniert. Eine erste Überprüfung des Netzteils geschieht ohne angeschlossenes Mainboard. Die Spannungen passen und sind stabil.

Die am Mainboard gemachten Änderungen baue ich zurück. Der angeschlossene Monitor zeigt erstmal nichts an. War ja auch nicht anders zu erwarten. Nun beginnt der übliche Check des Systems. Passen die Spannungen an den ICs? Wird der Reset richtig durchgeführt? Passen der Takt und die Signale auf dem Adress- und Datenbus? Alles soweit in Ordnung.
Was fehlt, ist ein vernünftiges Video-Signal. Hier überprüfe ich H-Sync, V-Sync und den Video-Datenstrom. Alles vorhanden. Auch die Daten aus dem Bildschirmspeicher werden gelesen und weitergeschickt. Ein Schieberegister nimmt diese Daten auf und schiebt sie seriell and den Videoausgang weiter – und genau da kommen diese nicht an. Meine Nachforschung ergibt, dass das Signal “SL512” nicht am Schieberegister ankommt. Dieses kann zwischen 50Hz und 60Hz ausgewählt werden. Dazu werden auf der Unterseite der Platine Leiterbahnen unterbrochen oder Brücken gelötet – je nach dem. Aber auch diese passen. Eine Verfolgung der Leiterbahn führt mich zu einer Unterbrechung, die für einen Hack gemacht wurde – dieses Signal wurde abgegriffen und an einen BCD-nach-7-Segment-Treiber angelegt. Keine Ahnung, wozu das gut war.

Die Leiterbahn war schnell geflickt und tada! Es wird ein Bild auf dem Monitor angezeigt.
Leider ist noch ein 74LS241 defekt, der ein Bit des RAMs nicht setzen kann. Hier warte ich erstmal auf Nachschub, denn es gehen immer die ICs kaputt, von denen man keine vorrätig hat.
Der 74LS241 ist nach ein paar Tagen endlich da und die Reparatur kann weitergehen. Dabei stelle ich fest, dass das RAM nicht korrekt angesprochen wird. Es muss wieder mein alter HP Logic Analyzer ran. Ich wünsche mir so sehr einen 40-poligen IC Test-Clip, um meine Messleitungen an die CPU anschließen zu können…

Wieder einmal mache ich das mit einzelnen Klemmen, was eine heillose Arbeit ist. Jedenfalls zeigt mit der Logic Analyzer, dass schon nach dem Reset keine vernünftige Sprungadresse aus dem ROM gelesen wird. Zu allem übel stellt sich heraus, dass beide ROMs defekt sind. Eines davon ist komplett leer, beim zweiten ROM liefern nur noch die ersten 3 Datenbits Signale mit ca. 2 Volt.
Der Sorcerer ist bereits mit Lötjumpern ausgestattet, um anstatt der ROMs, die sicherlich nicht mehr erhältlich sind, auch 2716 EPROMs zu verwenden. Ich werde jedoch 2732 EPROMs verwenden und diese anpassen, da ich diese vorrätig habe und auch brennen kann; die Pin-Anordnung der beiden ist fast kompatibel.

Nachdem die EPROMs gebrannt sind, geht die Reparatur weiter und ich stelle ein Problem an den Datenleitungen zwischen CPU und dem Oktal-Bus-Transceiver 8304 fest.
Diesen habe ich nun ausgelötet und teste ihn auf dem Steckbrett mit einem Arduino, da mein TL-866 Tester diesen nicht kennt. Mein Test verläuft positiv und er müsste funktionieren. Tut er aber nicht – die Signale erreichen keinen gültigen TTL Pegel. Ein Ersatz kostet pro Stück mindestens 11€ zuzüglich Versand. Eine Möglichkeit wäre, diesen durch einen 74LS245 zu ersetzen und vier Pins umzukonfigurieren. Aber ich will erst auf Nummer sicher gehen, dass dieses IC auch wirklich defekt ist.
Open Source macht es möglich: ich erweitere das “minipro” Programm, das ich für den TL-866 verwende, um damit auch den 8304 testen zu können. Das geht einfacher, als gedacht: Ich kopiere die Test-Sequenz des 74245, der ziemlich ähnlich ist und ändere die Pins entsprechend ab:
<ic name="8304,738304" type="5" voltage="5V" pins="20"> <vector id="00"> 1 1 1 1 1 1 1 1 0 G 1 H H H H H H H H V </vector> <vector id="01"> H H H H H H H H 0 G 0 1 1 1 1 1 1 1 1 V </vector> <vector id="02"> L H H H H L L L 0 G 0 0 0 0 1 1 1 1 0 V </vector> <vector id="03"> 0 0 0 0 0 0 0 0 0 G 1 L L L L L L L L V </vector> <vector id="04"> 0 1 0 1 0 1 0 1 0 G 1 H L H L H L H L V </vector> <vector id="05"> 1 1 1 1 1 1 1 1 0 G 1 H H H H H H H H V </vector> <vector id="06"> L L L L L L L L 0 G 0 0 0 0 0 0 0 0 0 V </vector> </ic>

Der Test funktioniert auf Anhieb und zeigt mir, dass das Problem nicht zwischen CPU und 8304 liegen kann. Ich tippe mal eher wieder auf defektes RAM.
…weiter geht’s im Teil 2