Warum Ameisenstraßen so eminent wichtig sind für den Erhalt von alter Technik

Detail eines Heb-Dreh-Wählers
Ein HDW

Josef hat ja schon über seinen Spaß mit dem wirklich erstklassig erhaltenen NeXT berichtet. Interessant ist aber auch, wie er zu uns gekommen ist.

Weil, …

… eigentlich stand der Rechner seit mehr als 20 Jahren als wohlgepflegtes Schmuckstück in einem Büro in Ettlingen, nahe Karlsruhe und hatte keinerlei Absicht, das zu ändern. Die Läufe der Zeit waren dagegen und der Firmenstandort wurde zum Ende 2021 aufgelöst.

Ein Bekannter, der uns 2000 seinen ersten Rechner, einen OSI C4P, überlassen hat, erfuhr davon und fragte im September 2021 an, ob wir denn jemand wüssten, der sich für den Rechner interessiert – und bei dem vor allem sichergestellt ist, dass der Rechner nicht im Handumdrehen auf eBay landet. Ooch, da hätten wir eine Idee.

Und im ersten Moment sah es auch so aus, als würde die Abholung problemlos klappen, weil wir eh an einer Aktion zur Rettung einer Hebdrehwählanlage aus den 1930ern, in Stuttgart teilnehmen wollten. So ein paar Kilometer Umweg wären da ja nicht tragisch.

Na ja, es sollte dann doch nicht werden, die Zeit reichte nicht, also musste eine neue Idee her. Verschicken ist bei dem Gewicht prohibitiv und extra quer durch die Republik ist jetzt auch nicht gerade umweltfreundlich (und auch nicht für den Geldbeutel).

Heb-Dreh-Wählanlage auf dem Anhänger
Heb-Dreh-Wählanlage auf dem Anhänger

Aber auf der Fahrt nach Stuttgart, um eben diese HDW nach München zu holen, ergab sich aber die Gelegenheit, mit ein paar alten Kollegen und Freunden zu reden und es entstand die Idee, die guten alten Ameisenstrecken zu aktivieren.

Wer mal in einem Großunternehmen war kennt den weg der Ameise. Für alle Anderen, eine Ameisenstrecke ist wenn man etwas mehr oder weniger dienstliches über eine längere Strecke, z.B. von Hamburg nach München, transportieren muss., dafür aber kein Transportauftrag rausgeschrieben werden kann (oder will). Anstelle also eine Spedition zu beauftragen, wird das Frachtgut von einem Kollegen der gerade von Hamburg nach Hannover fährt mitgenommen, dann vom Nächsten von Hannover nach Frankfurt, von Frankfurt nach Nürnberg, von da nach Ingolstadt und letztendlich nach München. Klar, das ist selten schnell, auch weil immer nur eine Etappe voraus geplant wird, aber es lassen sich Sachen transportieren, die man sonst nicht verschaffen könnte.

Die Idee war jetzt dafür zu sorgen, dass der NeXT erstmal nach Stuttgart kommt, da bei einem größeren Telekomausrüster zwischenlagert, bis er mit einem Transport nach München gehen kann und ich den dann von da aus nach Vilshofen nehme.

Pläne sind aber beim Ameisentransport eh für den Wind. Der tatsächliche erste Schritt war, dass der Noch-Besitzer den NeXT selbst von Ettlingen nach Pforzheim brachte.  Das war dann 4 Wochen später, Mitte Oktober. Von da ergab sich einfach keine Gelegenheit das Gerät nach Stuttgart zu bringen.

Zwei Monate später, kurz vor Weihnachten, fuhr aber ein Kollege vom VCL genau die Strecke – und schwups war der Rechner nicht nur in Stuttgart, sondern  am 2. Weihnachtsfeiertag bereits in Giesing. Von da aus gings in mein Auto und kurz vor Jahresende nach Vilshofen.

Und Josef sehr erfreut :))

Das Beispiel zeigt gut wie viele Leute hinter so einer Aktion stehen – mit Begeisterung und Engagement. Hier nochmal allen beteiligten herzlichen Dank für diese Aktion, alle Früheren und schon mal im voraus für all die, die noch kommen.

Danke Euch allen.