
Vor einigen Monaten bekam ein technisch sehr begeisterter junger Mann eine exklusive Führung durchs Computeum – ja, sowas gibt es noch! Junge Menschen, die sich für alte Technik begeistern. Da er ein Freund von alter Röhrentechnik ist, hat es ihm unser Heathkit Analogrechner besonders angetan und er will sich demnächst darum kümmern und ihn in Gang setzen. Super!
Auf jeden Fall hat er sein Versprechen gehalten und uns schon mal einen kleinen TV/Monitor und ein BTX Terminal zukommen lassen.
Bei dem BTX Terminal handelt es sich um ein Loewe MultiTel-D, ein kompaktes nettes Terminal mit Telefonhörer oben drauf. Und ich mag ja Terminals.
Erstmal ein wenig geputzt, vor allem die Tastatur mit dem üblichen Belag der letzten 30 Jahre. Das Gerät lief sogar auf Anhieb, ohne magischem Rauch und Knall. Der Bildschirm ist schwarz/weiß und es können diverse Einstellungen vorgenommen werden. Eine Nutzung ohne BTX ist aber etwas langweilig…
Ich muss gestehen, dass ich mich mit BTX, dem Bildschirmtext, nie beschäftigt habe. In den 80er Jahren hatte ich mit einem Dataphon mit 300 Baud angefangen, in Mailboxen zu surfen, musste das aber wegen der Telefonkosten reduzieren bzw. komplett aufgeben. BTX wurde 1983 in Deutschland eingeführt und hat sich (leider) nicht so sehr verbreitet. Ein Grund dafür werden sicherlich die (Betriebs-)Kosten gewesen sein. 2001 wurde der Betrieb eingestellt, manche Dienste liefen noch bis 2007 bis zur Komplettabschaltung – die Konkurrenz des Internets war zu groß.
Nun ja, was macht man mit einem BTX Terminal ohne BTX? Man betreibt einen eigenen BTX Server! Zumindest hat das Terminal schon mal eine 9-polige Sub-D Buchse an die man einen PC hängen kann. Was nicht dem Standard entspricht, ist, dass auf Pin9 5 Volt herausgeführt werden. Ein entsprechendes Adapterkabel ist schnell gebaut und die ersten Zeichen können mehr oder weniger lesbar an das Terminal übertragen werden.
Mit den Programm Bildschirmtext setze ich meinen eigenen BTX Server auf einem alten Netbook unter Linux auf und nach ein, zwei Stunden bekomme ich das BTX Start-Logo von damals auf dem Terminal angezeigt. Hurra!

Ein wenig musste ich noch am Aufruf des BTX Servers rumkonfigurieren, damit auch alle Tastendrücke korrekt entgegengenommen wurden. Ich muss schon sagen, dass es richtig Spaß macht, in den alten Seiten zu stöbern – es handelt sich hier um Backups, die irgendwann in den 90ern angefertigt wurden. Es ist das Internet vor dem Internet. Es liefert eigentlich alles, was man braucht. Ohne Bilder und zappelnde Videos. Einfach nur Informationen. Zu den einzelnen Seiten muss man sich entweder duchhangeln, oder mann kann sie direkt per # Zahl * anspringen. Kein Google. Aber es gab schon sowas wie Inhaltsverzeichnisse.
So kommt man z.B. mit *30003# auf die Seite von “Formel 1” – so manche Ältere werden sich noch an diese Musik Chartshow mit Peter Illmann oder Stefanie Tücking erinnern können.

Letzten Sonntag nahm ich das BTX im Computeum in Betrieb und es ist bereits ein Highlight der Ausstellung. Viele kannten BTX gar nicht und sehen nur die Ähnlichkeit zum Videotext.
Besonders verblüfft waren die Besucher, wenn sie mit *555# Wikipedia aufrufen können und aktuellste Themen aufs BTX Terminal geliefert bekommen.
Herzlichen Dank an Gabriel für diese schöne Spende!